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Neue Pflegeausbildung gefährdet die Pflege von Demenzkranken

Deutschland hat mit dem Altenpflegeberuf schon vor Jahren einen Beruf geschaffen, der aufgrund seiner speziellen Ausbildungsinhalte hervorragend auf die Pflege von Älteren, besonders auch demenzkranker Menschen, abgestimmt ist und inzwischen weltweit von Fachleuten als vorbildlich angesehen wird. Jetzt soll der Altenpflegeberuf und mit ihm die Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Kinderkrankenpflege nach dem Willen von Bund und Ländern abgeschafft und zu einem Beruf zusammengelegt werden. Die Politik hofft so, u.a. den Pflegeberuf attraktiver zu machen und mehr Fachpersonal zu gewinnen.

18.09.2015

Einen Beleg für diese Hoffnung gibt es nicht. Durch gemeinsame Aktionen ist es in den letzten Jahren gelungen, die Attraktivität des Altenpflegeberufes zu steigern und mehr Auszubildende zu gewinnen. Allein in Nordrhein-Westfalen wird sich die Zahl der Altenpflegeschüler von 2012 bis 2016 auf etwa 17.300 fast verdoppeln. Kritiker befürchten jetzt, dass wegen der neuen Ausbildung weniger Auszubildende in die Altenpflege kommen und so den schon jetzt bestehenden großen Personalmangel bei den Heimen und ambulanten Diensten weiter verschärfen werden.

Bislang existierten keine genauen Zahlen zur Auswirkung der sogenannten „generalistischen Ausbildung“ auf die jetzt und in Zukunft noch mehr benötigten Altenpflegespezialisten. Die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. (DGGPP) hat mit Unterstützung der Schulen jetzt die bislang größte Befragung von rund 8.000 Altenpflegeschülern durchgeführt und zum Welt-Alzheimertag erste Ergebnisse veröffentlicht.

„Wer sich für Altenpflege und die Altenpflegeausbildung entscheidet, macht das sehr überlegt. 93% der Befragten geben an, dass sie sich ganz bewusst für die Arbeit mit den alten Menschen entschieden haben. Eine Zahl, die wir in dieser Deutlichkeit nicht erwartet hatten“, so Prof. Hans Gutzmann, Präsident der DGGPP.

Auf die Frage, ob die Schüler auch unter den Bedingungen der generalistischen Ausbildung mit großen praktischen und theoretischen Anteilen aus der Krankenpflege und Kinderkrankenpflege die Ausbildung machen würden, antwortete mehr als ein Drittel (37%) mit „Nein“. „Diese Zahl lässt Schlimmes für die Pflege von älteren Menschen befürchten“, so Prof. Gutzmann. “Schon heute fehlen zehntausende von Fachkräften in den Heimen und ambulanten Diensten. Zurzeit befinden sich rund 62.000 Schüler in der Ausbildung. Wenn mit Einführung der generalistischen Ausbildung hochgerechnet rund ein Drittel weniger eine Ausbildung beginnen will, d.h. etwa 20.000 Schüler fehlen, kann sich jeder ausmalen, was in den Heimen und ambulanten Diensten passiert.“

Generalistisch ausgebildete Pflegekräfte können sich nach der Ausbildung entscheiden, ob sie in der Altenpflege arbeiten wollen oder in der meist besser bezahlten Krankenpflege.

„Von den heute in Ausbildung befindlichen AltenpflegeschülerInnen wollen dann 18% direkt in die Krankenpflege gehen, 44% wollen weiterhin in der Altenpflege arbeiten, der Rest (38%) ist noch unentschieden – ein weiterer Verlust für Heime und Pflegedienste“, so Prof. Gutzmann.

„Die optimistische Annahme, dass die Zusammenlegung der Pflegeberufe zu mehr Interesse an und mehr Auszubildenden in der Altenpflege führt, wird durch die Untersuchung nicht gestützt – vielmehr scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Zur Bewältigung des demographischen Wandels, der mit einer dramatischen Zunahme von Demenzerkrankten einhergehen wird, brauchen wir beides - die speziellen sozialpflegerischen Kompetenzen der Altenpflege und die erprobte Fachkompetenz der Krankenpflege. Die Politik sollte überlegen, ob es angesichts der zu erwartenden Entwicklung sinnvoll und politisch klug ist, den Altenpflegeberuf abzuschaffen.“

Kontakt:

Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –-psychotherapie e.V.
Tel.: 02262/797683
E-Mail: GS@dggpp.de

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