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Hausärzte fordern Klimaaktionspläne

Klimaveränderungen und die einhergehenden Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Starkregen sowie weitere Veränderungen der Umwelt wirken sich auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen aus. Nicht nur Kranke leiden unter den wetterbedingten Extremereignissen, die unter dem Klimawandel zunehmen und völlig neue Gefahrensituationen mit sich bringen.

12.12.2019

Auch bei guter Konstitution müssen die Menschen bei hohen Wärme- und Hitzebelastungen die körpereigenen Schutzmechanismen maximal aktivieren, jedoch ab 28 Grad nimmt die Leistungsfähigkeit ab und ab 35 Grad darf kein Arbeitsplatz mehr betrieben werden. Kleinkinder, Senioren und chronisch kranke Menschen sind bereits bei geringeren Temperaturen gefährdet und müssen geschützt werden.

Der Vorstand des Hausärzteverbandes Nordrhein e.V. fordert deshalb zeitnah Hitzeaktionspläne in den Einrichtungen des Gesundheitswesens und in den Kommunen. „Der Schutz der Patienten und der Mitarbeiter ist eine vordringliche Aufgabe“, erklärt Dr. Ralph Krolewski, umweltpolitischer Sprecher des Hausärzteverbandes Nordrhein. „Alle Einrichtungen der Krankenbehandlung und Pflege müssen an das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes angeschlossen werden. Organisatorische Konzepte zur Gefahrenminderung sind neben der Kenntnis zu Basismaßnahmen und Risikogruppen dringend notwendig.“

Die Fortbildung aller Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu hitzebedingten Erkrankungen und Gefahren ist für den Hausärzteverband dabei vordringlich. „Es kann nicht angehen, dass während einer Hitzewelle geborene Kinder und ihre Mütter als auch Senioren und andere Risikogruppen sowohl in Einrichtungen des Gesundheitswesens als auch in den Kommunen ungeschützt und damit gefährdet sind, weil Hitzeaktionspläne fehlen, sie bei steigenden unkontrollierten Raumtemperaturen in Lebensgefahr geraten und nicht überwacht und geschützt werden“, beklagt Dr. Krolewski.

Es ist zentrale Aufgabe der Gesundheitsversorgung, bereits dokumentierte und weiterhin zunehmende Gefahren durch Hitzewellen wahrzunehmen und zu handeln.“ Hitzewellen können abhängig von Dauer und Intensität die Dimension eines Großschadensereignisses annehmen und dabei große Bevölkerungsgruppen insbesondere in den sich herausbildenden städtischen Hitzeinseln im Rheinland bedrohen. Bei Überschreiten von gefühlten Temperaturen ab 32 Grad Celsius sollten besondere Organisations- und Alarmierungskonzepte eingesetzt werden nach Erhalt von regionalen Warnmeldungen durch den Deutschen Wetterdienst zu starker Wärmebelastung. Ab 38 Grad kommt es zu extremen Hitzebelastungen, die u.a. eine regionale Einsatzsteuerung von Rettungsdienst und Notdienst erforderlich machen. Die stark erhöhte Sterblichkeit und Inanspruchnahme des Gesundheitswesens während Hitzewellen ist seit vielen Jahren belegt.

Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen sind das wirkungsvollste Präventionskonzept für die Kinder und die Bevölkerung. Es ist notwendig, dass diese Themen vom BMG aufgegriffen werden und in Kooperation mit anderen Ministerien wie dem Umweltministerium Umsetzungsstrategien entwickelt werden. Für den Aufbau resilienter Strukturen im Gesundheitswesen sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich sind im Rahmen schadensmindernder Anpassungsstrategien auch die notwendigen Finanzmittel bereitzustellen. Der Vorstand des Hausärzteverbandes arbeitet deshalb mit im Netzwerk zum Klimavorsorgeportal des Bundes und ist im Austausch mit den für Anpassungsmaßnahmen wesentlichen Fachrichtungen und Behörden.

„Wir brauchen ein Leitbild gesunder Lebensräume unter Einbeziehung des Klimaschutzes und der Klimaanpassung“ betont Dr. Krolewski. „Nur mit einem kooperativen Miteinander kann die Politik ein erfolgreiches Präventionskonzept vorlegen.“ Das Gesundheitsministerium muss jetzt aktiv auf die verschiedenen Ministerien zugehen, fordert der Hausärzteverband Nordrhein. Bei allen Entwicklungen zeigt sich, welche Bedeutung die Begrenzung einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad durch Erreichen der Klimaneutralität als Ergebnis umfangreicher nationaler und internationaler Maßnahmen nach dem Paris-Abkommen für die Gesundheit hat und zunehmend haben wird. Von diesem Ziel sind wir allerdings noch weit entfernt.

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