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Pflege-Risiko mindern: Positive Haltung zur eigenen Gesundheit ist bedeutsam

Pflegebedürftigkeit ist nicht nur Schicksal. Durch Beeinflussung von Risiken und Ressourcen kann die Entstehung von Pflegebedarf verzögert, gemindert oder sogar vermieden werden. Dies geht aus einer gemeinsamen Studie der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) und des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité hervor, die sich mit den Entstehungsbedingungen von Pflegebedürftigkeit auseinandersetzt.

07.09.2015

Die Ergebnisse veranschaulichen, dass Pflegebedürftigkeit nicht nur im Zusammenhang mit bestimmten, körperlichen Beeinträchtigen, wie Schlaganfall oder Krebs, hohem Alter sondern auch mit gesundheitsrelevantem Verhalten entsteht.

Deutlich sei besonders der Befund, so die Forscher, dass auch das subjektive Gesundheitsempfinden der Probanden bei der Entstehung von Pflegebedarf eine zentrale Rolle spielt. So ist das Pflegerisiko für ältere Menschen, die ihre eigene Gesundheit als schlecht oder sehr schlecht einschätzen, knapp vierfach höher als bei den Personen, die ihre eigene Gesundheit gut bis sehr gut bewerten.

„Unsere Studie zeigt: ein positiver Umgang mit gesundheitlichen Krisen und Einschränkungen kann dazu beitragen, das Risiko von Pflegebedürftigkeit abzufedern. Dazu müsste die Selbstständigkeit sowie das Wohlbefinden der Menschen viel stärker als bisher in der pflegerischen Versorgung gefördert werden. Dazu gehört auch, trotz Pflegebedürftigkeit, die Pflege von sozialen Beziehungen und Interessen möglich zu machen“, erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.

Im Hinblick auf die immer größer werdende Zahl von Pflege-bedürftigen müssten die präventiven und gesundheitsfördernden Möglichkeiten in der Pflege viel stärker als bisher genutzt werden, ergänzt Suhr. Denn, wie die ZQP Studie auch belegt, eine Pflegebedürftigkeit bedingt nicht zwangsläufig eine negative Bewertung der subjektiven Gesundheit: Jeder vierte Pflegebedürftige bewertet den eigenen Gesundheitszustand als gut oder sogar sehr gut. „Gerade diese gesundheitlichen Ressourcen und individuellen Fähigkeiten gilt es besser als bisher auszuschöpfen. Dazu sollte in der Pflege systematisch berücksichtigt werden, was der pflegebedürftige Mensch selbstständig machen kann und will. So können vorhandene individuelle Fertigkeiten genutzt, erhalten und vielleicht sogar verloren geglaubte Aspekte der Autonomie wieder gewonnen werden“, sagt Suhr.

In der Gesamtschau aller in der Studie betrachteten beeinflussbaren Risikofaktoren rangiert eine schlechte subjektive Gesundheitswahrnehmung nach Immobilität und einem hohen Alter an dritter Stelle. Der größte Risikofaktor für die Pflegebedürftigkeit liegt damit in einer eingeschränkten Mobilität. Entsprechend seien eine barrierefreie, die Selbständigkeit fördernde inner- und außerhäusliche Wohnumwelt und nutzerfreundliche Technologien nicht nur wichtig für die Lebensqualität und Teilhabe älterer Menschen, sondern auch im gesamtgesellschaftlichen Interesse. „Hier besteht auf der Seite der Wohnungswirtschaft und der kommunalen Ebene noch großer Nachholbedarf“, so Suhr.

Damit der Grad der Selbstständig bereits bei der Begutachtung von Pflegebedarf im Mittelpunkt steht, plant die Bundesregierung die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs, der 2017 in Kraft treten soll. Dahinter steht die Idee, künftig bei der Begutachtung nicht mehr die Defizite, sondern die erhaltenen Fähigkeiten bzw. den Grad der Selbstständigkeit eines Menschen einzuschätzen. Zudem soll die Pflegebedürftigkeit unabhängig davon bemessen werden, ob ein Mensch Hilfebedarf aufgrund körperlicher oder kognitiver Einschränkungen hat.

Hintergrundinformationen zur Studie:

Der hier zugrundeliegende Datensatz bezieht sich auf die Befragungsergebnisse der Berliner Initiative Studie (BIS). Die BIS ist eine populationsbasierte Kohorte von zufällig ausgewählten Versicherten der AOK Nordost. Im Rahmen der BIS werden rund 2.000 in Berlin lebende Frauen und Männer im Alter von 70 Jahren und älter (mittleres Alter 82 Jahre) wiederholt untersucht und befragt (Schaeffner et al. 2010).

Die BIS-Kohorte wurde mit der Zielsetzung initiiert, die Epidemiologie von Niereninsuffizienz bei älteren Personen zu untersuchen. Zwischen Dezember 2009 und Juni 2011 konnten 2.069 Probanden in die Baseline-Visite (V1) eingeschlossen werden. Ab Dezember 2011 bis 2013 folgte die erste Nachuntersuchung (V2) von 1.699 Befragten aus der ersten Welle (drop out: ca. 12 Prozent nach Abzug der Verstorbenen). Auf diese zweite Untersuchungs- und Befragungswelle beziehen sich die in der hier beschriebenen
Teilstudie „Risikoprofile für Pflegebedarf“ dargestellten Ergebnisse.

Daten aus dem zweiten Follow-Up (V3) liegen gegen Ende 2015 vor, so dass weitergehende Analysen zur Untersuchung von Entstehungsbedingungen von Pflegebedürftigen möglich werden. Die Befragten stimmten der Datenerhebung und -übermittlung zu. Sie erfolgten unter Berücksichtigung der geltende datenschutzrechtlichen Anforderungen.

Kontakt:

Torben Lenz
Tel.: 030 275 93 95 – 15
E-Mail: torben.lenz@zqp.de

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