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Überflüssige Parallelstrukturen in der Pflege vermeiden

Die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung beschäftigt viele ländliche Regionen, so auch das niedersächsische Löningen. In einigen Gegenden ist die (haus-)ärztliche Versorgung heute schon schwierig, oft sind auch einfach die Wege zu lang. Die jetzt in Löningen angedachte Etablierung so genannter Physician Assistants ist jedoch zu kurz gesprungen und führt auf den Holzweg.
Überflüssige Parallelstrukturen in der Pflege vermeiden

Burkhardt Zieger (Foto: DBfK Nordwest)

22.04.2021

„Diese Ärzteassistentinnen und -assistenten sollen Ärztinnen und Ärzte unterstützen und von Routineaufgaben entlasten, ohne die etablierte Hackordnung im Gesundheitsbereich ernsthaft in Frage zu stellen. Sie dürfen nur auf ärztliche Delegation hin handeln, nicht eigen- bzw. selbständig“, stellt Burkhardt Zieger, Geschäftsführer des DBfK Nordwest, klar. „Das ganze Konstrukt ist unausgereift und aus ärztlicher Sicht gedacht. Die Perspektive einer bestmöglichen Versorgung von Patientinnen und Patienten spielt dabei überhaupt keine Rolle.“

Zur Weiterentwicklung und Optimierung der primären Gesundheitsversorgung sollte eher in Richtung „Community Health Nursing“ weiter investiert werden. „Das ist nichts anderes als die zeitgemäße Weiterentwicklung der ‚Gemeindeschwester‘“, betont Zieger. „Sie war im Grunde ein Erfolgsmodell. Und sie leistete in der Tat einen echten Beitrag zur Sicherung einer wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung.“ Das Aufgabenspektrum einer Community Health Nurse ist entsprechend breit: die Unterstützung von Menschen bei der Bewältigung des Alltags, insbesondere solcher mit chronischen oder Mehrfacherkrankungen. Auch die Begleitung junger Familien gehört dazu, und eine große Rolle spielen Gesundheitsförderung und Prävention vor Ort. Damit können Community Health Nurses einen wichtigen Beitrag leisten, um die Gesundheitsversorgung qualitativ und quantitativ zu sichern und zu verbessern.

Und: Community Health Nursing ist – anders als die Sackgassen-Qualifikation Physician Assistant – ein Berufszweig mit Entwicklungspotenzial und Perspektive. Damit er für Pflegende attraktiv wird, muss allerdings endlich das zentrale Problem bei der Neuordnung und Optimierung der Versorgung gelöst werden: die fehlende Bereitschaft der Ärzteverbände, das ärztliche Monopol in der medizinischen Heilkunde aufzugeben statt weiter auf Delegation zu insistieren. Physician Assistants agieren ausschließlich von Arztes Gnaden. Kein Wunder, dass es auch in Löningen ein Arzt ist, der sich besonders dafür engagiert. Nach Auffassung des DBfK werden hier wieder einmal Chancen für sichere oder sogar bessere Gesundheitsversorgung Standes- und vor allem wirtschaftlichen Interessen geopfert.

Pressekontakt:

Katharina von Croy M.A.
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit  
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V.
Telefon +49 511 696844-136
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nordwest@dbfk.de

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