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TK-Meinungspuls Gesundheit: Große Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem, aber Reformbedarf

Die Menschen in Deutschland sind mit ihrem Gesundheitssystem zufrieden. Das sagt mehr als die Hälfte der Befragten im aktuellen Meinungspuls, den die Techniker Krankenkasse (TK) am 26. April in Berlin vorgestellt hat. Weitere 22 Prozent sind sogar sehr und sieben Prozent vollkommen zufrieden, so dass 84 Prozent der Befragten den Strukturen, Institutionen, Regeln und Prozessen im Gesundheitswesen positiv gegenüber stehen. Die gute Grundstimmung der Menschen gegenüber ihrem Gesundheitssystem erreicht auf diese Weise einen neuen Höchststand.

26.04.2017

Seit dem ersten TK- Meinungspuls 2003 sind die Positivwerte kontinuierlich gestiegen. Auch wenn die Zufriedenheit groß ist - der Wunsch nach Reformen besteht dennoch: Drei Viertel der Menschen in Deutschland sind zwar grundsätzlich mit dem Gesundheitssystem einverstanden, halten aber Veränderungen an einigen Stellen für notwendig.

"Die Legislatur geht zu Ende und die Kassen der Sozialversicherungen waren die letzten Jahre gut gefüllt. Während wir in der Pflegeversicherung eine grundlegende Reform erlebt haben, sollten nun weitere Bereiche folgen“, so Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. "Die Steuerung des Wettbewerbs der Kassen untereinander und das Thema Digitalisierung wurden von der jetzigen Regierung aufgegriffen und werden uns auch in den nächsten Jahren begleiten."

Die Herausforderungen an das Gesundheitswesen in Deutschland werden nicht weniger. Medizinische und technische Fortschritte erweitern die Möglichkeiten für Therapien, Diagnosen und Prävention, müssen aber auch vorangetrieben und finanziert werden. "Eine klare Mehrheit der Menschen in Deutschland blickt optimistisch in diese Zukunft“, so Baas. Jeder Zweite tendiert zu der Aussage, dass das aktuelle System zukunftsfähig aufgestellt ist. Weitere 15 Prozent sind sogar voll und ganz davon überzeugt. Damit findet der Glaube an die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems eine stabile Mehrheit. Eine weitere Herausforderung ist der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen. Er gerät durch die aktuelle Verteilung der Gelder aus dem Gesundheitsfonds immer weiter in Schieflage. Die Weichen, die die Politik in den kommenden Jahren stellt, werden die Kassenlandschaft daher langfristig prägen.

Solidarität und Wettbewerb sollen kein Gegensatz sein

Der Solidaritätsgedanke genießt einen hohen Stellenwert bei den Befragten. Gleichzeitig befürwortet aber auch eine knappe Mehrheit von 52 Prozent den Ausbau des Wettbewerbs auf allen Ebenen des Gesundheitssystems. Dies betrifft die Krankenversicherung ebenso wie Krankenhäuser, Ärzte, Arzneimittelhersteller und Apotheken. Solidarität und Wettbewerb werden also nicht als Gegensatz empfunden: Jeder Zweite verspricht sich Vorteile von mehr Wettbewerb im Gesundheitssystem, während gleichzeitig ein breiter Konsens besteht, dass trotzdem keiner vergessen oder abgehängt werden darf.

"Besonders erfreulich finde ich, dass das Solidarsystem auf soliden Füßen steht. Vor allem die junge Generation steht hinter diesem Prinzip“, so Baas. "Sie sind es auch, denen Leistungen wichtiger sind als ein möglichst niedriger Beitragssatz.“ 88 Prozent der 18- bis 39-Jährigen äußern sich zustimmend zum Solidarsystem. Bei den über 40-Jährigen stehen aber auch acht von zehn hinter dem Solidarsystem. Zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, der Solidargedanke werde im jetzigen Gesundheitssystem gut umgesetzt. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) geht zudem davon aus, dass das Solidarsystem auch weiterhin im aktuellen Umfang wirtschaftlich tragfähig ist.

Ein deutliches Bekenntnis zum Solidarprinzip legen jene ab, die dafür sogar mehr zu zahlen bereit sind. Dies trifft immerhin auf knapp jeden zweiten gesetzlich Versicherten zu: 47 Prozent würden auch höhere Beitragssätze in Kauf nehmen, um das Solidarsystem im heutigen Umfang zu erhalten. Besonders ausgeprägt ist die Bereitschaft bei jenen, die mehr verdienen. Jeder Zweite mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von 4.000 Euro und mehr würde für den Erhalt des Solidarsystems höhere Beiträge akzeptieren. Aber auch bei den Geringverdienern, die weniger als 1.500 Euro im Monat zur Verfügung haben, stimmen dem noch 41 Prozent zu.

Digitalisierung macht Hoffnung auf Fortschritt und bessere Qualität

Im Ganzen betrachtet stehen die Menschen in Deutschland der zunehmenden Digitalisierung im Gesundheitswesen positiv gegenüber. Zwei Drittel der Befragten erwarten eher Vorteile für die Patienten, weitere 15 Prozent sogar sehr große Vorteile. Das macht unterm Strich acht von zehn, die optimistisch in die digitale Zukunft des Gesundheitswesens blicken. Auf der anderen Seite stehen 14 Prozent, die eher Nachteile erwarten, und geringe drei Prozent, die sogar sehr große Nachteile durch die Digitalisierung befürchten.

Acht von zehn Menschen in Deutschland sind der Ansicht, dass digitale Technologien und Vernetzung die medizinische Forschung vorantreiben werden. Eine ähnliche Mehrheit erwartet eine steigende Behandlungsqualität, weil sich Ärzte besser und schneller austauschen können. Dass dies konkrete Vorteile für die eigene Gesundheit haben wird, ist ebenfalls die Überzeugung der Mehrheit. 59 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass dadurch Erkrankungen früher erkannt werden. Zwei Drittel sind überzeugt, dass Krankheiten in Zeiten von mobilem Internet, Big Data und vernetzten Systemen besser behandelbar sein werden. Ebenso viele sind es, die sich von der Digitalisierung auch effizientere und dadurch kostengünstigere Behandlungsabläufe versprechen.

Baas: "Die Befragten sehen uns, die Krankenkassen, dabei in einer wichtigen Rolle. Zum einen unterliegen wir sehr strengen gesetzlichen Auflagen, und zum anderen ist der Unternehmenszweck gesetzlicher Krankenkassen nicht die Gewinnerzielung. Das unterscheidet Krankenkassen von profitorientierten Wirtschaftsunternehmen, die zwar als Partner unverzichtbar sind, von denen wir uns aber nicht zu sehr abhängig machen sollten“, so Baas.

Große Zustimmung für die elektronische Gesundheitsakte

Ein Schritt in Richtung Digitalisierung im Gesundheitswesen ist die elektronische Gesundheitsakte (eGA). Grundsätzlich findet die Idee der eGA großen Anklang: 40 Prozent der Befragten finden sie sehr gut, weitere 48 Prozent gut. Damit bewerten insgesamt neun von zehn Befragten eine elektronische Gesundheitsakte positiv. Diese Einschätzung zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Selbst jene, die durch die Digitalisierung eher Nachteile für Patienten erwarten, befürworten sie zu großen Teilen: 69 Prozent aus dieser Gruppe finden die Idee einer eGA gut.

Fast alle Befragten verbinden vor allem eines mit der eGA: die Hoffnung, dass Ärzte und Therapeuten künftig besser zusammenarbeiten können. 93 Prozent sehen genau darin die Chancen einer solchen Akte. Mit 88 Prozent sind es beinahe ebenso viele, die darauf hoffen, dass all ihre Gesundheitsdaten in der eGA beisammen und besser nutzbar sein werden. Ein Arzt oder Therapeut könnte sich mit einem Blick in die eGA ein umfassendes Bild seines Patienten verschaffen und auf Anamnesen und Werte früherer behandelnder Ärzte zurückgreifen.

Mehrheit der Jüngeren will Termine mit dem Arzt online vereinbaren

Die Bereitschaft, Terminabsprachen oder ähnliches online zu regeln, nimmt mit dem Alter ab. Bei den 18- bis 39-Jährigen klären zehn Prozent ihre Terminangelegenheiten bereits heute online, weitere 50 Prozent würden dies in Zukunft tun. Bei den Über-60-Jährigen nutzen lediglich drei Prozent das Internet, um Kontakt zu einer Arztpraxis aufzunehmen. Dafür ist der Anteil derer, die Online-Kommunikation mit der Praxis partout ablehnen, unter den älteren Semestern mit 70 Prozent besonders hoch.

Wo die Online-Kommunikation zwischen Arzt und Patient bereits stattfindet, funktioniert sie gut: Bei denjenigen, die bereits Terminabsprachen online regeln oder dies künftig tun wollen, ist die Bereitschaft zur Online-Kommunikation auch mit dem Arzt durchweg größer. 84 Prozent würden zudem gern das Ausstellen von Rezepten über das Internet abwickeln. Jeder Zweite aus dieser Gruppe ist zu Video-Chats mit dem Arzt bereit. Und selbst die Online-Diagnosestellung können sich drei von zehn dieser Befragten gut vorstellen.

Politische Positionen zur Bundestagswahl

Die TK stellte außerdem ihr gesundheitspolitisches Papier mit den wichtigsten Positionen zur Bundestagswahl vor. Neben den Themen Digitalisierung und Wettbewerb enthält es auch Vorschläge, um die Versorgungsqualität zu verbessern und die sektorenübergreifende Versorgung auszubauen.

Pressekontakt:

Dennis Chytrek
Tel.:040 - 69 09-30 20
E-Mail:
dennis.chytrek@tk.de

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