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Leinen los für Innovation und neue Impulse im Gesundheitswesen

Gleich sechs Mal vergab die Jury gestern bei den diesjährigen EIT Health SHIP - Ship for Health Innovation Pitches in Heidelberg den 'Headstart Award' und ein Preisgeld in Höhe von je 50.000 € an ausgewählte Healthcare Start-ups aus der DACH-Region.

27.06.2019

Rund 30 Healthcare Start-ups stellten vor mehr als 100 Gästen an Bord der 'Königin Silvia' während einer gemütlichen Schiffstour auf dem Neckar bei heißen Temperaturen ihre Innovationen im Gesundheitswesen einer ausgewählten Experten-Jury (Simon Beuerle - AOK Baden-Württemberg, Dr. Nana Bit-Avragim - Brandenburg Medical School Theodor Fontane, Dr. Birgit Kerber - European Molecular Biology Laboratory, EMBL, Prof. Dr. Freimut Schliess - Profil GmbH, Maria Sievert - Founder und Managing Director inveox, Jürgen Simon - Siemens Healthineers Technology Accelerator, Rajnesh Airey - Convergence Partners AG) vor. Die Start-ups hatten je drei Minuten Zeit um die Jury von ihrer Idee zu überzeugen. Bei den durchweg knackigen Präsentationen standen neben der Innovationskraft der Geschäftsidee auch deren Anwenderfreundlichkeit und Monetarisierungsstrategie im Sinne einer schnellen Marktrealisierung im Fokus.

Augezeichnet wurden in diesem Jahr:

  • ScintHealth entwickelt die erste minimal-invasive softwarebasierte kurative Therapie für Wirbelsäulenkrebs.  Durch die Verwendung eines neuartigen flüssigen radioaktiven Polymers, das bei der Injektion sofort erstarrt, kann das Produkt AcryRad von ScintHealth für Metastasen und Primärtumore in der Wirbelsäule eingesetzt werden. Da die Radioaktivität an der Injektionsstelle verbleibt, können hohe lokale Strahlendosen abgegeben werden, während Nebenwirkungen stark reduziert werden.  Darüber hinaus kann die Therapie von ScintHealth in einer einzigen Sitzung (gegenüber bis zu 40 Sitzungen im aktuellen Setup) und damit zu niedrigeren Kosten durchgeführt werden.
  • AUCTEQ Biosystems entwickelt einen erweiterbaren Einweg-Bioreaktor, um die Effizienz biopharmazeutischer Produktionsprozesse zu steigern, indem Kontaminationsrisiken, Arbeitskapazität und Entsorgungskosten reduziert werden. In biopharmazeutischen Prozessen werden arzneimittelherstellende Zellen in bis zu 10.000 Liter großen Bioreaktoren kultiviert. Um einen solchen Bioreaktor zu starten, ist ein bestimmtes Volumen an Zellkultur erforderlich. Die hierzu nötigen manuellen Transferschritte bergen ein hohes Kontaminationsrisiko, erfordern hohe Arbeitskapazitäten und produzieren viel Kunststoffabfall. Mit den Aucteq-Bioreaktoren werden alle manuellen Transferschritte auf einen einzigen Schritt reduziert. Insgesamt können so mindestens 30% der aktuellen Prozesskosten eingespart werden.
  • Die Diagnose einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) wird in der Regel zu spät gestellt, wenn der Patient bereits einen irreversiblen Sehverlust hat. Der Versorgungsstandard in der ophthalmologischen Bildgebung, mit dem die AMD diagnostiziert wird, ist sehr effizient bei der Darstellung der großflächigen Form und Verformung der Netzhautschichten, aber sie ist nicht in der Lage, gute Bilder auf zellulärer Ebene zu generieren. So wird aktuell die Diagnose an großen makroskopischen Defekten gestellt, die in der Regel erst im fortgeschrittenen und späten Stadium der Erkrankungen sichtbar werden. Earlysight ermöglicht die Überwachung der Netzhaut auf Zellebene. So können bei jährlichen Routineuntersuchungen erste Anzeichen einer Netzhauterkrankung durch frühzeitige mikroskopische Veränderungen der Zellstruktur erkennbar sein, um dauerhaften Schäden des Sehvermögens vorzubeugen.
  • Eisbach Bio ist ein innovatives Biotechnologie-Start-up, das 2019 als Spin-Out des Biomedizinischen Zentrums München gegründet wurde. Eisbach Bio entwickelt neuartige Medikamente, die auf die molekularen Verwundbarkeiten bei Krebs abzielen. Einige der verheerendsten Tumore entwickeln so genannte Tumorsuppressorgene. Diese Tumore sind schwer zu erfassen, da sich ihr Genom ständig weiterentwickelt. Eisbach Bio kann diese Tumore direkt angreifen und entwickelt dazu auf Basis einer einzigartigen Screening- und Zellplattform Medikamente, die diese störenden Veränderungen im Tumor korrigieren und zwar auf eine sehr spezifische Weise, die Nicht-Krebszellen schont.
  • MR Shim ist ein 2018 gegründetes MR-Technologie- und Beratungsunternehmen, das Lösungen für artefaktfreie MRT und verbesserte Diagnosequalität anbietet und damit den Weg für neue MR-Möglichkeiten ebnet. Das Hauptprodukt ist ein Plug-and-Play-Add-on-Gerät, das auf jedes MRT-Gerät angewendet werden kann. Diese integrierte Lösung verbessert die MRT-Bildqualität durch Echtzeitkontrolle des Magnetfeldes. Bislang müssen 20% aller MRT-Untersuchungen wiederholt werden. Darüber hinaus führen qualitativ schlechte MRT-Aufnahmen zu Fehldiagnosen und wiederholten Behandlungen, die kostspielig und lebensbedrohlich sind. Diese Zusatzlösung stabilisiert das Magnetfeld in Echtzeit und gewährleistet höchste Homogenität für artefaktfreie Bilder.
  • RAMPmedical ist ein Tool zur Unterstützung bei Therapieentscheidungen, das Ärzten hilft die richtige Behandlung für den Patienten zu finden und auf dem neuesten Stand der Forschung und Arzneimittelinformationen zu bleiben. Diese Software bringt Transparenz in die Behandlungsentscheidungen und kann die mögliche Optionen vollständig bewerten, um die beste verfügbare Therapie basierend auf der Diagnose des Patienten und den Vitalparametern auszuwählen. Rampmedical analysiert aktuelle Behandlungsrichtlinien und medizinische Forschung und präsentiert die Ergebnisse zugänglich, so dass Ärzte die Informationen verstehen und Fehler vermeiden können.

 

Eine gute Nachricht noch zum Schluss an alle deutschen, österreichischen oder schweizer Healthcare Start-ups, die gestern nicht dabei sein konnten: Die EIT Health Headstart Awards gehen noch in diesem Jahr in die zweite Runde: Anlässlich der Frontiers Health Conference vom 13. bis 15. November in Berlin verleiht EIT Health Germany weitere Headstart Awards, für die sich sich junge Entrepreneure im Bereich Gesundheitswesen ab sofort mit ihren innovativen Ideen bewerben können. Bewerbungsschluss ist der 12. September 2019. Mehr Informationen zum Programm finden Sie hier.

ÜBER EIT HEALTH GERMANY

Das European Institute of Innovation & Technology (EIT) ist eine unabhängige Einrichtung der Europäischen Union, die 2008 gegründet wurde, um Innovation und Unternehmertum in ganz Europa zu fördern. Seit 2014 ist die Netzwerk-Initiative auch im Bereich Gesundheit in Europa aktiv. EIT Health arbeitet zurzeit mit 150 Partnern aus 14 Ländern in einem „Public-Private-Partnership“ an den Lösungen der großen Herausforderung in Gesundheitswesen unserer Zeit. Führende Unternehmen, öffentliche Institutionen sowie renommierte Universitäten und Forschungseinrichtungen entwickeln gemeinsam mit Start-ups und KMUs in innovativen Programmen und Projekten neue Produkte und Dienstleistungen, die eine nachhaltige Gesundheitsökonomie in Europa fördern. Ziel ist es, die starke Polarität der verschiedenen Gesundheitssysteme in Europa zu überwinden, um etablierten und auch jungen digitalen Unternehmen neue Ressourcen zu eröffnen und ihre Ideen in gemeinsamen Produkten und Dienstleistungen für den europäischen Markt zu realisieren.

EIT Health Germany ist eines von insgesamt sechs EIT Health-Zentren in Europa und betreut in Deutschland und der Schweiz zurzeit 28 Partner aus Industrie, Forschung und Lehre, u.a. ROCHE, Abbvie, das Karlsruhe Institute of Technology (KIT), die Universität Heidelberg, aber auch Start-ups und KMUs bei der Entwicklung von bahnbrechenden Innovationen im Gesundheitswesen.

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