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Gesundes Kinzigtal: Ärzte verordnen weniger Antibiotika

Zwischen 2008 und 2014 sank das von den Leistungspartnern von Gesundes Kinzigtal verordnete Antibiotikavolumen für die Mitgliedsversicherten um 5,98 Prozent. Bei allen Vertragsärzten im Kinzigtal (Leistungspartner und Nicht-Leistungspartner) lag der Rückgang im gleichen Zeitraum bei 4,02 Prozent. Laut analoger Berechnung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) sank im gleichen Zeitraum das Volumen der verordneten Antibiotika in Baden-Württemberg um 0,64 Prozent und in Deutschland um 0,52 Prozent. Der stärkste Rückgang des verordneten Antibiotikavolumens wird bei Kindern und Jugendlichen bis zum 14. Lebensjahr gemessen: minus 18,37 Prozent im Kinzigtal (Leistungspartner und Nicht-Leistungspartner), minus 5,64 Prozent in Baden-Württemberg und minus 6,68 Prozent in Deutschland.
Gesundes Kinzigtal: Ärzte verordnen weniger Antibiotika

Rückgang des Verordnungsvolumens der Antibiotika von 2008-2014

19.09.2016

„Bei Kindern kann die Gabe von Antibiotika zu Veränderung der Darmflora und damit verbunden zu einem instabilen Immunsystem führen. Dies kann langfristig Folgekrankheiten nach sich ziehen“, betont Dr. Christian Daxer, HNO-Facharzt in Gengenbach und Mitglied im Ärztlichen Beirat von Gesundes Kinzigtal. Durch den übermäßigen Gebrauch bei kleineren und nicht-bakteriellen Infektionen oder durch die unzureichende Einhaltung der vorgeschriebenen Behandlungszeit nimmt die Zahl der Antibiotika-Resistenzen zu.

Jede dritte Antibiotika-Verordnung überflüssig

„Dieser überproportionale Rückgang des verordneten Antibiotikavolumens erklärt sich auch durch unsere langjährigen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen im Kinzigtal“, betont Dr. Brigitte Stunder, Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Zell am Harmersbach und Mitglied im Ärztlichen Beirat von Gesundes Kinzigtal. So finden seit dem Start der Integrierten Versorgung im Jahr 2005 jährlich interne Fortbildungen der Haus- und Fachärzte zum Thema Medikamentenverordnungen bei Bronchitis oder COPD statt. Aus diesen Fortbildungen ist unter anderem ein Behandlungsleitfaden für eine rationale Antibiotikatherapie bei COPD-Exazerbation entstanden. 2012 wurde zudem ein Arzneimittelkonsil unter Leitung des Pharmakologen Prof. Dr. Martin Wehling, Direktor für Klinische Pharmakologie an der Universität Heidelberg in Mannheim, ins Leben gerufen. Das Konsil will die Ärzte und Apotheker im Kinzigtal über Arzneimittelinteraktionen aufklären und bei einer rationalen Pharmakotherapie unterstützen. „Die Zahl der verordneten Antibiotika kann noch weiter reduziert werden. Insgesamt ist etwa jede dritte Verordnung überflüssig“, sagt Prof. Dr. Wehling.

Aufklärungskampagne soll Patienten sensibilisieren

„Wir sagen der übermäßigen oder unsachgemäßen Gabe von Antibiotika weiterhin den Kampf an“, teilt Elisa Kern, zuständige Projektmanagerin bei Gesundes Kinzigtal, mit. Im vergangenen Jahr startete eine Aufklärungskampagne. Die Patienten werden in den Arztpraxen unter dem Motto „Gezielt oder gar nicht“ über den sinnvollen Einsatz von Antibiotika informiert. „Wir kommen mithilfe der Kampagnenposter mit unseren Patienten leichter ins Gespräch über die Vor- und Nachteile der Antibiotikagabe. Die Patienten fordern dann seltener, dass wir ihnen Antibiotika verordnen“, sagt Dr. Brigitte Stunder.

Tag der Patientensicherheit – auch im Kinzigtal

Am 17. September findet der Internationale Tag der Patientensicherheit unter dem Motto „Medikationssicherheit“ statt. In Deutschland wird dieser Tag vom Aktionsbündnis für Patientensicherheit (APS) ausgerichtet. Die OptiMedis AG und die Gesundes Kinzigtal GmbH sind Mitglieder des APS. An diesem Tag informieren die teilnehmenden Mitgliedsorganisationen Patienten darüber, wie Medikationsrisiken im Alltag so gering wie möglich gehalten werden können. Die Mitglieder von Gesundes Kinzigtal können am 17. September in vier Apotheken einen kostenlosen Medikamentencheck in Anspruch nehmen, bei dem Verfallsdaten, Doppelverordnungen, Dosierungen, Einnahme/Anwendung und Interaktionen der verordneten Medikamente überprüft werden.

Methodik der Untersuchung

Das Zi berücksichtigte bei der Analyse alle ärztlichen Verordnungen von Fertigarzneimitteln mit dem ATC-Code J01 (Antibiotika zur systemischen Anwendung) im Bereich der GKV im Zeitraum 2008 bis 2014. Das Zi hat die prozentuale jährliche Änderung der DDD (Verordnungsvolumina als definierte Tagesdosen bezogen auf 1.000 GKV-Versicherte) für die Altersgruppen 0- bis 14-Jährige, 15- bis 69-Jährige und über 69-Jährige ausgewertet, und zwar bundesweit und für Baden-Württemberg. Diese Auswertung wurde dann für alle gut 30.000 Versicherten der AOK Baden-Württemberg im Postleitzahlengebiet Kinzigtal analog erhoben und verglichen. Die Daten aus dem Kinzigtal wurden zusätzlich nach Leistungspartnern und Nicht-Leistungspartnern differenziert.

Pressekontakt:

Ulf Werner
Tel.: +49 40 22621149-51
E-Mail: presse@optimedis.de

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