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Falsche Medikation – die unterschätzte Gefahr für Patienten

Mindestens 25.000 Menschen sterben in Deutschland pro Jahr in Folge von Über- oder Unterdosierungen von Wirkstoffen bzw. der Nichtbeachtung von Kontraindikationen oder von bekannten Wechselwirkungen. Bei 4 bis 5 Prozent aller eingenommenen Medikamente liegen Medikationsfehler vor. Der neue bundeseinheitliche Medikationsplan (BMP) in Papierform soll dem entgegenwirken. Die Siemens-Betriebskrankenkasse SBK will noch einen Schritt weitergehen und setzt sich mit der Forderung nach einer elektronischen Variante des BMP für die Verbesserung der Medikationsinformationen für Patienten und Leistungserbringer ein.

20.09.2016

Dank des E-Health-Gesetzes haben GKV-Versicherte ab 1. Oktober 2016 Anspruch auf die Erstellung eines Medikationsplans in Papierform, wenn mindestens drei verordnete Arzneimittel gleichzeitig eingenommen werden. „Der bundeseinheitliche Medikationsplan stellt einen wichtigen Schritt für die Arzneimittelsicherheit dar. Der Plan in Papierform reicht aber bei weitem nicht aus, um mögliche Kontraindikationen zu vermeiden“, erklärt Heinz-Ulrich König, Experte für ambulante Versorgung bei der Siemens-Betriebskrankenkasse SBK.

Nur ein digitaler Medikationsplan, der immer aktuell und für Ärzte, Apotheker und Kliniken sofort abrufbar ist, könne eine nachhaltige Reduktion von Medikationsfehlern gewährleisten. „Die Struktur unseres Gesundheitssystems ist durch Kommunikationsbrüche und mangelnde intra- und intersektorale Zusammenarbeit geprägt. Eine Verbesserung der Medikationsinformation für Patienten und Leistungserbringer in Form eines elektronischen Medikationsplans mit therapierelevanten Daten ist daher dringend erforderlich und ermöglicht eine neue, vernetzte Kultur der Zusammenarbeit zwischen Arzt, Facharzt und Apotheker“, führt der SBK-Experte aus.

Digitale Vernetzung als Schlüssel zur Gesundheit

Um Komplikationen auf Grund von Medikationsproblemen vorzubeugen, will die SBK in Kooperation mit dem Medical Valley EMN e.V. und dessen Partnern wie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprojekte (BfArM), Informationen zu den von Patienten eingenommenen Medikamenten in einem elektronischen Medikationsplan bündeln und für alle behandelnden Leistungserbringer zugänglich machen. „Versorger sollen Zugriff auf den aktuellen und vollständigen elektronischen BMP (eBMP) eines Patienten erhalten. So könnten mehr als 12.000 Menschenleben pro Jahr gerettet werden“, sagt König. Um diesen Austausch voranzutreiben, unterstützt die SBK ein Projekt, dessen Ziel es unter anderem ist, durch Erkennung, Lösung und Prävention von Medikationsproblemen die Sicherheit bei Arzneimitteltherapien zu verbessern.

Medikationsanalyse – mehr Sicherheit in der Arzneimitteltherapie

Vor drei Jahren wurde der eMediplan initiiert: ein vom Bayerischen Wirtschaftsministerium unterstütztes Projekt, das den intersektoralen Austausch von elektronischen Medikationsplänen ermöglicht. Als Fortführung dieses Systems sollen nun neben dem elektronischen Medikationsplan auch alle therapierelevanten Daten digitalisiert werden. Um die Kommunikation zwischen den Sektoren zu fördern, steht den Gesundheitsdienstleistern dabei eine elektronische Dialog- und Kommentarfunktion zur Verfügung, wodurch sie interkollegial Risikosituationen beurteilen können. Der Vorteil liegt in der Integration aller relevanten Informationen zum Patienten und dessen Behandlung sowie in einer strukturierten Vernetzung zwischen Fach- und Hausärzten, Apotheken, Kliniken und Notaufnahmen sowie den Rettungsdiensten. Diese können die entsprechenden Daten in Echtzeit und lückenlos abrufen und darauf basierend die Medikation abstimmen. Bei einem Notfall beispielsweise ermöglicht das System auch dem Notarzt den Zugriff auf überlebenswichtige Daten des Patienten und eine entsprechend sichere Behandlung.

Die Verbesserung der Prozesse an den Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung sowie die Reduktion der Risiken für Patienten durch Lücken in der Medikationsdokumentation ist eine Herausforderung. Die SBK erkennt die Chancen durch die neuen digitalen Möglichkeiten und beteiligt sich aktiv als Projektpartner bei der Etablierung neuer Versorgungsformen, um die Sicherheit in der Arzneimitteltherapie zu optimieren. Wie wichtig das Thema ist, zeigen konkrete Fakten: Allein das Erkennen und Vermeiden von 1.000 Medikationsfehlern würde 230 interventionsbedürftige klinische Ereignisse, 100 Krankenhausaufnahmen und drei Todesfälle vermeiden.[1]


[1] Alle Zahlen stammen aus folgender Quelle: Medical Valley Konsortium „Community of Practice – Arzneimitteltherapiesicherheit” (CoP – AMTS)

Pressekontakt:

Susanne Gläser
Tel.: +49(89)62700-765
E-Mail: susanne.glaeser@sbk.org

 

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