Den Trend verschlafen
Bei einem Treffen von Pharma-Vertriebschefs im April 2015 in Berlin berichtete Pharmaexperte Hanno Wolfram zu diesem Thema. Die größten Hindernisse auf dem Weg zur Lösung des Problems, scheinen alte und nicht mehr zeitgemäße Strukturen innerhalb der Pharmaunternehmen zu sein. Seit Jahrzehnten sind das Marketing und vor allem die Vertriebslinien nach internen Kriterien in Arzt und Apotheke getrennt. Die eine Linie informiert Ärzte über verschreibungspflichtige (Rx) Produkte, die andere versucht dem Apotheker mit frei verkäuflichen (OTC) Arzneimitteln die Regale zu füllen. Damit sind antiquierte Vertriebsstrukturen ein tiefsitzender Grund für unnötige Kosten des Gesundheitswesens. Jeder Patient, der seine Therapie nicht umsetzt, hat das Gesundheitssystem nur Zeit und Geld gekostet und wird keinen Nutzen von Arztbesuch, Labor und anderen erbrachten Leistungen haben. Natürlich wird damit auch ein Arzneimittel versagen müssen. Es wird die versprochene Wirkung nicht entfalten können. Auch internationale Untersuchungen belegen immer wieder, dass Apotheker bei der Sicherung der Adhärenz eine zentrale Rolle spielen. Der Besuch einer Apotheke ist der niederschwelligste, einfachste und komfortabelste Weg in das Gesundheitswesen. Kein Termin, kein langes Warten und die Möglichkeit „eben mal schnell“ fragen zu können. Hinzukommt, dass der Hausapotheker der Einzige ist, der seinen Kunden umfassend kennt und um die Einnahme verschiedener Medikamente (OTC oder Rx), sogar die Verordnungen unterschiedlicher Ärzte, Bescheid weiß. Dass Apotheker die Adhärenz ganz erheblich verbessern können, ist bereits vor 10 Jahren wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden. Leider erfahren die Apotheker von dem Bereich der verordnungspflichtigen Medikamente in der Pharmaindustrie, immer noch viel zu wenig Unterstützung. Die Apotheke gehört einer anderen Business Unit und ist damit nicht auf dem Radar des Rx-Bereiches. Warum die jahrzehntalte Trennung von Arzt und Apotheker in der Pharmaindustrie im 21. Jahrhundert immer noch existiert, ist nur zu vermuten. Jedenfalls geht sie am Bedarf von Patienten und den meisten anderen Beteiligten völlig vorbei.
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