Ausweg aus dem Pflegenotstand? Nur mit besseren Bedingungen in der Ausbildung
01.04.2021
Ein Gutteil der Probleme ist auf den fehlenden Präsenzunterricht zurückzuführen – darin waren sich alle Auszubildenden einig. Lehrende können den Lernfortschritt schlecht einschätzen und für Auszubildende ist das permanente Lernen in Eigenregie ohne praktische Hilfestellungen und persönlichen Austausch anstrengend. So folgt nach dem theoretischen Digitalunterricht häufig der Praxisschock beim ersten Einsatz vor Ort. Auszubildende erleben eine heftige Diskrepanz zwischen dem Erlernten und dem, was sie in der Praxis umsetzen können. Das ist mit ein Grund für hohe Abbrecherquoten, die um die 30% liegen. Viel zu oft erleben sie auch abgehetzte Pflegefachpersonen, die sie anleiten sollen. Es gibt zu wenig Praxisanleiter/innen, diese werden in der Regel nicht freigestellt, und die Vergütung für die erworbene Zusatzqualifikation ist nicht tariflich festgelegt, sondern vom Arbeitgeber abhängig. In der Runde und im Begleitchat kursierten Zahlen von 0 bis 60-75 Euro zusätzlich – pro Monat. Starke finanzielle Anreize sehen anders aus.
Für den DBfK und die Auszubildenden im Talk ergeben sich nach einem anregenden Austausch konkrete Forderungen an die Politik in Hamburg, die auch für alle anderen Bundesländer gelten:
- Ausbildungsbedingungen, die angehende Pflegende im Beruf halten – in erster Linie durch einen angemessenen Personalschlüssel. Nur dann können Praxisanleitende als positive Rollenmodelle fungieren, und nur so können Auszubildende arbeiten, wie sie es gelernt haben
- Präsenzunterricht in Anbetracht hoher Impfquoten von bis zu 75% unter Auszubildenden wieder ermöglichen
- Gezielte Fort- und Weiterbildung, die staatlich gefördert wird, als Bleibeperspektive für den Beruf
- Bessere Vergütung für Weiterbildungen, damit diese sich auch finanziell lohnen
- Anreize wie bessere Bezahlung, attraktivere Arbeitszeiten und Karriereoptionen im Bereich Langzeitpflege
- Mehr Freizeitausgleich für Schichtdienste
- Aufstocken der Forschungsgelder im Bereich Bildung
- Imagekampagne für den Pflegeberuf, die für die vielen Einsatzmöglichkeiten und für die Vorteile einer hochschulischen Ausbildung wirbt
- Und nicht zuletzt: Anerkennung der hohen Fachlichkeit beruflich Pflegender durch die Politik als grundlegende Bedingung für eine Aufwertung des Pflegeberufs!
Links zum PolitTalk Hamburg vom 30.3.2021
Facebook: https://www.facebook.com/dbfknordwest/videos/504333780733906
YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=XIgrPsgECus&t=22s
Aus der Hamburger Bürgerschaft waren dabei:
Deniz Çelik (Die Linke)
Sabine Jansen (SPD)
Linus Jünemann (Bündnis 90/Die Grünen)
Teilnehmende aus Lehre und Ausbildung:
Prof. Dr. Uta Gaidys (HAW Hamburg)
Svea Bandt (1. Ausbildungsjahr der neuen Pflegeausbildung)
Lili Mallée (Studentin Pflege Dual an der HAW Hamburg)
Anastasia Stumpf (Berufseinsteigerin nach alter Prüfungsordnung)
Daniel Thumm (Student Pflege Dual an der HAW Hamburg)
Vertreter des DBfK:
Burkhardt Zieger (Geschäftsführer Nordwest)
Ricarda Möller (Referentin für Junge Pflege)
Moderation: Stefan Schwark (Referent für Öffentliche Kommunikation)
Pressekontakt:
Katharina von Croy M.A.
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V.
Telefon +49 511 696844-136
nordwest@dbfk.de