TK: 88 Prozent der Rücken-OPs sind unnötig
30.04.2024
Der TK-Vorstandsvorsitzende Dr. Jens Baas erklärt: „In Deutschland wird leider immer noch zu schnell zum Messer gegriffen.“ In einigen Fällen seien solche Operationen an der Wirbelsäule zwar als letzte Option notwendig. Aber die Entscheidung sollte gut abgewogen werden. „Wenn die allermeisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Zweitmeinungsprogramm ohne OP auskommen, zeigt das unsere Fehler im System.“
Baas: Krankenhausreform kann neue Impulse setzen
In der Regel ließen sich Rückenbeschwerden sehr gut mit schonenderen Verfahren – zum Beispiel durch Muskelaufbau mit klassischer Physiotherapie – behandeln. “Operationen an Rücken, Knie und Hüfte sind für die Kliniken allerding sehr lukrativ”, so Baas. Leider wirkten die finanziellen Anreize im Gesundheitswesen derzeit so, dass sich im Zweifelsfall eine Entscheidung zur Operation mehr lohne als eine Entscheidung dagegen. Baas: „Die geplante Krankenhausreform kann hier wichtige neue Impulse setzen, indem die Kliniken unabhängig von der Zahl der operierten Patientinnen und Patienten die Kosten für die vorgehaltenen Strukturen wie Behandlungsräume und Geräte erstattet bekommen und im Gegenzug der Anteil der Entgelte pro Behandlung reduziert werden.” Das verringere den Anreiz, durch möglichst hohe Fallzahlen eine zusätzliche Rendite für den Krankenhausträger zu erwirtschaften.
"Reform darf nicht nur Geld in überholte Versorgungsstrukturen pumpen”
Der TK-Chef sagt: “Wir brauchen solche Veränderungen der Anreize - genauso wie eine bessere Spezialisierung der Kliniken, die in einer verbesserten Qualität mündet. Ebenso sollten nicht mehr für die Versorgung benötigte Angebote konsequent abgebaut werden.” Bedauerlicherweise seien die Qualitätsaspekte der Reform in den vergangenen Wochen immer stärker verwässert worden. “Die Krankenhausreform darf sich nicht darauf beschränken, möglichst viel Geld in überholte Versorgungsstrukturen zu pumpen, sondern wir müssen dringend die Versorgungsstrukturen modernisieren und verbessern.”