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Gesundheits-Apps kommen im ersten Gesundheitsmarkt an

Digitale Gesundheitslösungen werden Teil des ersten Gesundheitsmarktes. Und immer mehr Bürger und Patienten erhalten digitale Therapieempfehlungen direkt von Krankenkassen und Ärzten. Allerdings: Trotz insgesamt wachsender Nutzerzahlen wächst auch eine digitale Schere zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern, so der aktelle "EPatient Survey", mit 8.800 Befragten und über 140 Antwortmöglichkeiten die umfassendste Online-Befragung zum digitalen Patienten.

08.05.2019

“Jetzt kommt Dampf in den Kessel. Die Widerstände insbesondere der Versorger schwinden, der Wettbewerb um die besten Lösungen im Markt ist im vollen Gange. Gewinnen wird, wer Markt und Zielgruppe am besten kennt.” so Dr. Alexander Schachinger, Geschäftsführer der EPatient Analytics GmbH bei der Vorstellung des 8. EPatient Survey. Die Entwicklung betrifft allerdings nicht alle Nutzergruppen gleichmäßig. Deswegen müssen die Anbieter künftig ihre Strategien stärker an den ihren jeweiligenZielgruppen ausrichten.

Insgesamt wurden 13 digitale Gesundheits-und Therapielösungen abgefragt. Die Nutzung von Medikamenten-Apps unter Patienten wuchs innerhalb eines Jahres von 11 auf 18 Prozent, die Verbreitung von Diagnostik-Apps verdoppelte sich von 6 auf 12 Prozent. Die Online-Terminbuchung konnte ihreVerbreitung von 24 auf 28 Prozent weiter ausbauen. Auf Platz Vier: Zweitmeinungs-Apps mit einem Verbreitungsgrad von 10 gegenüber 8 Prozent im Vorjahr. Noch nicht punkten konnte die Online-Gesundheitsakte mit aktuell 4 Prozent (2 % im Vorjahr).

Gesundheits-Apps überzeugen inzwischen auch die wichtigsten Player im ersten Gesundheitsmarkt. Private und gesetzliche Krankenversicherungen und die Ärzteschaft empfehlen inzwischen digitale Therapielösungen. Eine Trendwende, fast ein Dammbruch zeigt sich im Verhältnis von klassischen Gesundheitsmarkt und den neuen digitalen Angeboten. Private und gesetzliche Krankenversicherungen und die Ärzteschaft sprechen und werben immer stärker für die Nutzung digitaler Angebote. Versicherte erhalten digitale Gesundheits-und Therapieempfehlungen um das Dreifache häufiger von ihren Krankenversicherungen im Vergleich zu den Vorjahren (Zunahme von 5 auf 16 %). Ebenfalls dreimal so viele Patienten erhalten von ihren Ärzten App-Empfehlungen (Zunahme von 3 auf 9 %).

Während bisher weitgehend online für digitale Angebote geworben wurde, scheint jetzt für viele Anbieter der Zeitpunkt gekommen, auch offline, in traditionellen Massenmedien, für Gesundheits-Apss zu werben. 14 Prozent der Nutzer greifen aufgrund analoger Werbung zu einer digitalen Gesundheitslösung. Aber “Wer seine Zielgruppe nicht genau kennt, kann hier völlig falsch liegen”, warnt Alexander Schachinger. Denn durchschnittlich zunehmende Akzeptanz darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Zielgruppenverhalten weiter auseinander entwickelt, wie soziographisch spezifizierte Sonderauswertungen zeigen”. Ein beispielsweise häufig unterschätzter Faktor ist der Bildungsstand. Im Alterssegment 50+ unterscheiden sich entsprechend der Smartphonebesitz und die Nutzung von Gesundheits-Apps je Zielgruppe bis um das Siebenfache.

Anbieterseitig zeigt der Markt erste Tendenzenvon digitalen Lösungen mit marktbeherrschender Stellung. Ob in einzelnen Therapiegebieten (bspw. MySugr für Diabetes) oder bei Angeboten für Therapieformen im Allgemeinen (bspw. MyTherapy für Medikamente) verbreiten sich diese Anbieter immer erfolgreicher in ihrer speziellen Zielgruppe. Bevor die Gesundheitspolitik und die Selbstverwaltung sich auf bestimmte Digital Health Regulationen geeinigt hat, sind ihre Gestaltungsspielräume eventuell schon früher als geahnt eingeschränkt.

Selbst Nutzer von Digital-Health-Lösungen fühlen sich mit den Apps oftmals alleine gelassen. Entsprechend wünschen sich 59 Prozent der Nutzer für eine digitale Therapieanwendung beispielsweise einfache Videos als Start-und Erklärhilfe, nahezu jeder Dritte möchte sogar eine persönliche Einweisung durcheine medizinische Fachkraft.

56 Prozent der App-Nutzer würden ihre App-Daten mit ihrer Krankenkasse teilen, wenn sie basierend ihrer Daten individuelle Therapieempfehlungen von ihrer Kasse erhalten würden. Die Nutzenerwartung überlagert also zunehmend Datenschutzbedenken.

Das Erkennen eines klaren Mehrwertes einer digitalen Anwendung für die individuelle Therapiesituation des Patienten ist zu 83 Prozent eine der stärksten Faktoren für die Zahlungsbereitschaft insbesondere kostenpflichtiger Angebote. Wird dieser konkrete Mehrwert nicht gesehen, wird die Anwendung erst gar nicht begonnen oder ist für einen schnellen Nutzungsabbruch verantwortlich. Für Schachinger ein deutlicher Hinweis: “Das individuelleNutzenempfinden findet bei der Entwicklung digitaler Versorgungsstrategien noch zu wenig Berücksichtigung.”

In offenen Fragen wurden die Studienteilnehmer nach digitalen Anwendungsideen im Kontext Arztpraxis, Apotheke und Online-Gesundheitsakte gefragt. Aus den über 12.000 gesammelten Vorschlägen zeichnetsich inder aktuell noch laufenden Auswertung folgendes Bild ab: Neben dem Zugriff zu jeglichen Formen von Befund-und Therapiedaten, suchen Patienten insbesondere Erklärungen, Einordnungenund Verhaltensempfehlungen für ihren individuellen Alltag basierend ihrer Patientendaten.

Der nunmehr 8. EPatient Survey 2019, umgesetzt von Dr. Alexander Schachinger (EPatient Analytics GmbH), ist die größte jährlich stattfindende Online-Befragung zum „Patient im Netz“. Hierzu wurden dieses Frühjahr 8.800 Gesundheits-Surfer in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Unterstützung führender Krankenkassen, Gesundheitsportalen, Patientenorganisationen und Startups befragt. Seit 2010 wurden über 80.000 Personen befragt. Der Datenpool ermöglicht Sonderauswertungen für spezifische Angebots-und Zielgruppensegmen

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