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eHealth-Potenzial in Deutschland noch nicht voll ausgeschöpft

Mobile Gesundheitsdienstleistungen sind ein Markt mit enormem Wachstumspotenzial. Doch die Entwicklung droht an Deutschland vorbeizugehen, wie die Potenzialstudie eHealth der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) am Beispiel von Unternehmen in Berlin und Brandenburg zeigt.

11.01.2016

„Gerade für die Hauptstadtregion muss es in Zukunft darum gehen, mit länderübergreifenden Verbundprojekten Unternehmen aus dem Bereich eHealth zu unterstützen, damit die Wertschöpfung in der Region bleibt und auch die Menschen im ländlichen Raum weiterhin gut versorgt werden“, betont Hendrik Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg. Das Ministerium hatte die Untersuchung bei PwC in Auftrag gegeben.

„Die Region ist eigentlich wie gemacht, um eHealth-Produkte zu etablieren: Berlin hat eine vitale und innovative Startup-Szene, in Brandenburg als Flächenland mit geringer Ärztedichte ist die Nachfrage nach mobilen Angeboten im Gesundheitsbereich groß. Trotzdem werden neue Produkte eher in den USA vermarktet als bei uns“, sagt Michael Burkhart, Partner bei PwC und Leiter des Bereichs Gesundheitswesen und Pharma. „Unternehmen fehlt die nötige rechtliche Sicherheit. Sie scheitern bereits daran, dass die Landesdatenschutzbeauftragten in Deutschland ein- und denselben Sachverhalt unterschiedlich interpretieren. Ein zukunftsfähiges Feld bleibt damit dem Wettbewerb im Ausland überlassen.“

Umsatzsteigerungen von 50 Prozent jährlich

Laut PwC-Studien lassen mobile Gesundheitsangebote weltweit Umsatzsteigerungen von 50 Prozent im Jahr erwarten. Für 2017 wird der globale Markt auf 23 Milliarden US-Dollar geschätzt. Innerhalb des ersten Gesundheitsmarktes stellen IT-gestützte Verwaltungsprozesse sowie Telemedizin-Anwendungen die größte Gruppe dar. Innerhalb des zweiten Gesundheitsmarktes bilden Quantified-Self-Angebote sowie Produkte und Services rund um eine digital unterstützte Selbstdiagnose die wichtigsten Bereiche. Dabei können Patienten mithilfe mobiler Geräte Gesundheitsdaten wie Blutdruck, Puls, Schlafmuster oder bestimmte Blutwerte selbst in Erfahrung bringen.

Versorgung alter Menschen im ländlichen Raum sichern

„Gerade bei der Versorgung alter Menschen und chronisch kranker Patienten im ländlichen Raum könnten mobile Angebote helfen, die Betreuungsqualität zu verbessern, Krankenhaus-Aufenthalte zu vermeiden und zudem Kosten zu sparen“, so Dr. Volker Fitzner, Partner bei PwC im Bereich Gesundheitswesen und Pharma. „Doch viele Angebote kommen auf dem ersten Gesundheitsmarkt nicht an, weil die Erstattungsfähigkeit in Deutschland digitale Therapien nur bedingt mit einschließt. Auch die Bereitschaft, bestimmte Dienstleistungen privat zu finanzieren, ist in Deutschland weniger ausgeprägt als beispielsweise in den USA.“

Während in den Vereinigten Staaten digitale medizinische Dienstleistungen teilweise genauso wie herkömmliche Behandlungen abgerechnet werden, verhindert in Deutschland das Fernbehandlungsverbot Ärzten, Patienten ausschließlich mobil zu betreuen. Rezepte digital zu übermitteln ist in den USA längst gang und gäbe, während in Deutschland die elektronische Gesundheitskarte noch in den Kinderschuhen steckt. Ein Schritt in die richtige Richtung wurde aber Anfang Dezember mit der Verabschiedung des eHealth-Gesetzes gemacht, auch wenn sich einige Marktbeobachter einen weitreichenderen Umsetzungsplan gewünscht hätten.

Länderübergreifende Förderung von Unternehmen

Als aussichtsreiche Ansatzpunkte für eHealth nennt die Studie die Bereiche Telemedizin, Big Data und Ambient Assisted Living (AAL), also Assistenzsysteme, die alten Menschen helfen, in ihrer Wohnung alleine zurechtzukommen.

Pressekontakt:

Sven Humann
Tel.: (069) 95 85-2559
E-Mail: sven.humann@de.pwc.com

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