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Der digitale Gesundheitsmarkt wächst - und differenziert sich

Mit Riesenschritten wird Deutschland digitaler, bilanziert Dr. Alexander Schachinger, Herausgeber des jährlich erscheinenden Digitalen Gesundheitsmarkt Report (DGM-Report). Erstmals konnte das Team um Dr. Schachinger, Geschäftsführer der EPatient RSD GmbH in der seit 2014 erscheinenden Studie auch patientenbezogene Marktpotentiale beschreiben. Krankheitsspezifisch wächst die Kluft zwischen Onliner- versus Offliner-Patienten weiter an. Andererseits wächst die Anzahl an Startups, welche mit ihren App-Lösungen direkt in die Regelversorgung gehen.

30.12.2016

Waren bisher die unter 40-Jährigen die zahlenmäßig stärkere Fraktion im Netz, haben die Alten sie bereits überrundet. 58 Mio. Deutsche sind inzwischen im Netz unterwegs, davon 34,6 Mio. über 40 Jahre. Allein in den letzten drei Jahren sind 4,4 Mio. Onliner im Alter 50+ neu hinzugekommen.

Online heißt dabei vor allem mobile Nutzung. Das Smartphone ist inzwischen mit 66 % das Device der Wahl, gefolgt von Laptop (57%), Desktop-PC (44%) und dem Tablet (38%). Noch in den Kinderschuhen steckt die Verbreitung von Wearables: rund 2 bis 3 % der Verbraucher nutzen entsprechende Applikationen. Der mediale Hype hat sich noch nicht in eine entsprechende Nachfrage verwandelt.

Die Nutzung von Online-Medien wird langsam Alltag, das kommt dem Thema Digital Health zugute. Erstmals konnte das Team um Dr. Alexander Schachinger das Nutzerpotential und die tatsächliche Ausschöpfung für über 40 Indikationen berechnen. Spitzenreiter der Online-Affinität sind Bulimie-Patienten, 91 % der rund 100.000 bundesweit Betroffenen sind bereits online. Schlusslicht in der Online-Affinität sind die Osteoporose-Patienten. Nur 7 % der knapp 6 Mio. Osteoporose-Patienten sind online. Es handelt sich bei dieser Gruppe primär um
Frauen über 65 Jahren.

Eine wachsende Differenzierung erkennt man auch bei den Reichweitenzahlen der über 4.000 Webseiten zum Thema Krankheit und Gesundheit. Nur 17 von den 4.000 Webseiten haben über 5 Mio. Besuche/Monat. Die durchschnittliche Webseite zu Gesundheitsthemen hat weniger als 5.000 Besuche/Monat. Die Medien- und Privatwirtschaft hat allein 62 % Online-Marktanteil im Sektor Krankheits-/Gesundheitswebseiten, Krankenversicherungen 6 %, Startups und Kliniken jeweils 5 %, Pharmaunternehmen 2 %. Krankenversicherungen und Kliniken gewannen in den vergangenen Monaten leicht an Reichweite.

Eine ähnliche Verdichtung ist bei Apps zu beobachten. Die Anzahl der Apps für Bürger und Patienten zum Thema Krankheit & Gesundheit in deutscher Sprache beläuft sich auf circa 1.000. Die Meldungen der häufig genannten Zahl von über 100.000 Gesundheits-Apps nehmen den globalen Markt als Grundlage - eine für deutsche Bürger nur in Einzelfällen relevante Angebotsgröße, da nur circa jeder zehnte Bürger auch an einer englischsprachigen App oder Webseite Interesse hat.

Gesundheits-Startups verfügen über ein hohes Potential für die Regelversorgung. Wenn man sie lässt. Startups integrieren dabei in ersten Schritten den Arzt oder Apotheker und verbinden die Digital-Health-Welt mit der Regelversorgung der Patienten. Die Apps und Angebote werden dabei zunehmend besser. Und sie können das auch über klinische Studien verstärkt nachweisen. ResApp Health, ein internationales Startup mit Sitz in Australien, kann per Reinhusten in das Smartphone zu 98 % genau, durch mehrere klinische Studien validiert,   COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) diagnostizieren. Die Software nutzen insbesondere Kliniken und Ärzte, um direkt am Patienten und seinem Mobiltelefon orts- und zeitunabhängig ihre Diagnostik kostensparend zu erweitern.

Der Druck neuer Anbieter und Angebote auf den ersten Gesundheitsmarkt wächst weiterhin deutlich. Dass bei der Mehrheit der Startups und Digital-Health-Projekte der praktizierende Arzt nicht ausreichend eingebunden ist, stellt dabei nur eine von vielen noch ungelösten Fragen dar. Ärztekammern und Berufsvertretungen haben dieses Thema bisher erfolgreich ausgeklammert. Umgekehrt zeigen Befragungen, dass der Patient vor allem seinen Arzt als digitalen Lotsen haben möchte.

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