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Arztnetzwerke und GKV - Man versteht sich!

Ende Januar fand in Berlin die 19. Netzkonferenz der Firma UCB statt. Bereits deutlich vor dem Aufkommen des „Managed Care Denkens“ in Deutschland wurden im Rahmen der Netzkonferenz von engagierten Ärzten Strukturen entwickelt und im gegenseitigen Austausch erörtert. Auch im 19. Jahr wurde wieder eine Plattform für den Austausch innovativer Konzepte und Ideen geboten. Gabriela Taschke, Director Strategic Planning & Integrated Care Projects, führte durch die zweitägige Veranstaltung.

14.03.2013

Am ersten Tag lag der Augenmerk auf einer Novität, die in dieser Form bisher einzigartig war. Unter der Überschrift „Vertrags-Workshop" fand eine Begegnung der besonderen Art statt - zwei hochrangige Vertreter der Krankenkassen, Karsten Menn, Geschäftsbereichsleiter Leistungen und Verträge der Barmer GEK, und Thomas Haeger, Geschäftsbereich Ambulante Versorgung AOK Nordwest, standen bereit, mit den Vertretern der Arztnetze über Zusammenarbeiten zu sprechen und diese im Detail auszuarbeiten.

Organisiert wurde der Workshop durch die health-activate GmbH, die auch die Vertreter der GKV eingeladen hatte. „Für uns war es wichtig Kassenvertreter zu gewinnen, die bereits über Hintergründe in der Zusammenarbeit mit Netzen verfügen und dabei mehr als einmal positive Erfahrungen gemacht haben", so Dirk Zils, Geschäftsführender Gesellschafter der health-activate. Tatsächlich stellt das Spannungsfeld Arztnetz - Krankenkasse immer wieder eine Quelle von Missverständnissen dar. Mediziner machten sich Gedanken über neue Versorgungsansätze zur besseren Therapie ihrer Patienten und möchten diese, gerade in der Durchführung über ein Arztnetz, auch entsprechend honorieren lassen, so Zils Erfahrung. Sie vermissten oftmals ein Entgegenkommen der Krankenkassen, bzw. das Verständnis für die Vorteile, die diese Ansätze den Patienten bringen. Auf der anderen Seite fehle den Kassen ein nachweisbarer Nutzen, sei es in einer besseren Versorgung für ihre Versicherten oder eine Kosteneinsparung.

„Gegenseitiges Verständnis wecken und ein echter Austausch in kleinen Gruppen über einen Tag, genau das ist das Ziel", umschrieb Dr. Karen Focke-Hecht und Mitgründerin der health-activate GmbH das Minimalziel des Workshops. Wie sich herausstellte, war das Ergebnis wesentlich besser.

 

Die beiden Kassenvertreter hatten für die Workshop-Teilnehmer Aufgabenstellungen mitgebracht. Zwei Fragestellungen zu Versorgungsbereichen, in denen „der Schuh drückt“. Dabei handelte es sich um diabetologische bzw. kardiologische Themen mit konkretem Hintergrund. In beiden Fällen wurde die aktuelle Versorgungssituation aufgezeigt, Defizite für den Versicherten und die Kostensituation.

Vormittags wurde die erste Aufgabe bearbeitet. Die Ärzte wurden per Zufall in vier Gruppen geteilt und bearbeiteten jeweils eigenständig das Problem. Dabei wurden sie von den beiden Kassenvertretern und den health-activate-Geschäftsführern unterstützt.

 

Während der Gruppenarbeiten wurden  laut Zils einige Dinge klar: Den Medizinern ging es mitnichten nur um zusätzliche Einnahmen, gerade in Netzen sahen sie die Möglichkeit auch bei gleichbleibender Honorarhöhe echte Vorteile im Sinne des Patienten zu schaffen. Und da, wo sich tatsächlich extrabudgetäre Zusatzzahlungen ergaben, waren sie durch messbare Verbesserungen und Einsparungen mehr als gedeckt. Die Ärzte machten ihrer Frustration Luft, dass Vorschläge ihrerseits nicht aufgenommen werden, dass Antworten zu lange dauerten, und dass man das Gefühl einer Stagnation habe.

 

Andererseits wurde auch klar, dass die GKV es nicht nur auf Kostensenkungen abgesehen habe, denn wo sie echte Vorteile medizinischer oder struktureller Art sehe, sei sie bereit zu investieren bzw. höher zu vergüten. Die Krankenkassenvertreter machten im Workshop ihre eigenen Nöte klar. In den Körperschaften gebe es eine begrenzte Anzahl von Mitarbeitern, die sich mit Angeboten von Arztnetzen beschäftigen können. Und die Anzahl dieser Angebote sei hoch, die Qualität erstrecke sich über eine gewaltige Bandbreite und nicht jedes Angebot passe zum individuellen Versichertenklientel einer Krankenkasse. Nicht zu vergessen die Kassenunterschiede - manche sind nur regional vertreten, dafür sehr stark, andere bundesweit und sehr groß, aber in der Region vielleicht nur eine unter mehreren.

All diese Punkte stellten sich in den zum Teil intensiv geführten Gruppendiskussionen heraus. „Die gemeinsame, praktische Arbeit und die Möglichkeit zum unmittelbarem Feedback hatte einige Verständnisschranken niedergerissen, die in Teilen nur in verschiedenen Benennungen derselben Sachverhalte oder Vorurteilen gelegen hatten“, lautete das Fazit von Focke-Hecht.

 

Die Ausarbeitungen der Aufgabenstellung nahm bis zu zwei Stunden in Anspruch und wurde teilweise bis in eine Komplexitätsstufe gelöst, so dass sie als Grundlage für einen Versorgungsvertrag eines Netzes mit einer Kasse hätte dienen können. Tatsächlich wurden nach der Veranstaltung Kontakte weitergeführt, die inzwischen in ersten Projektschritten münden, so Zils.

 

„In vielen Dingen war man sich überraschend einig und im Mittelpunkt standen immer die Patienten/Versicherten“, so Focke-Hecht. Am Ende sei eines klar geworden: „Man möchte eigentlich das Gleiche, kommt nur von verschiedenen Seiten. Und manchmal muss man zum Äußersten gehen … und miteinander reden.“

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