Sie sind hier: Startseite News Regulierung bremst Innovation

Regulierung bremst Innovation

Trotz eines durch rechtliche Rahmenbedingungen im Datenschutz und die gesetzliche Krankenversicherung stark regulierten Marktes fassen immer mehr Healthcare Start-ups im deutschen Gesundheitswesen Fuß. Um diese recht junge Branche genauer unter die Lupe zu nehmen, untersuchte die Jobplattform Joblift 14 Millionen Stellenanzeigen der letzten 24 Monate. Auffällig war dabei das um sechs Prozentpunkte schwächere Wachstum von Healthcare Start-ups im Vergleich zum restlichen Gesundheitssektor, während in anderen Branchen junge Unternehmen um ein vielfaches stärker wachsen als der gesamte Markt – vermutlich eine Folge der bereits genannten Markteintrittsschwellen.

08.02.2018

Jede dritte Stelle in Healthcare Start-ups entsteht dabei in Berlin. Interessanterweise bleiben offene Stellen in diesem Sektor im Durchschnitt 25 % länger unbesetzt als der deutsche Durchschnitt, was sich vermutlich auf recht spezialisierte Anforderungsprofile mit medizinischem, betriebswirtschaftlichem und technischem Hintergrundwissen zurückführen lässt.

Während in den meisten von der Digitalisierung stark betroffenen Bereichen, wie der Agrar-, Finanz- oder Versicherungsbranche, das Wachstum von Start-ups jenes von traditionellen Unternehmen um ein Vielfaches übersteigt, entwickeln sich Healthcare Start-ups im Gesundheitsmarkt weniger disruptiv. Sie schrieben zwar in den letzten 24 Monaten insgesamt 2.846 neue Jobs aus und inserierten 2017 rund 19 % mehr Stellenanzeigen als noch im Vorjahr, jedoch entstanden in der übrigen Gesundheitsbranche im selben Zeitraum rund 660.000 Stellen und das Wachstum betrug 25 %. Viel deutet darauf hin, dass diese Besonderheit von der starken Regulierung des Gesundheitswesens in Deutschland verursacht wird. Auch ein Blick auf kleinere europäische Nachbarn unterstützt diese These: In Frankreich entstanden 2017 ein Viertel mehr Stellen in Healthcare Start-ups als in Deutschland, in UK sogar mehr als doppelt so viele (120 %).

Betrachtet man die Top drei Standorte für Healthcare Start-ups in Deutschland, so positioniert sich Berlin mit 29 % aller Stellen eindeutig an der Spitze der meistausschreibenden Städte. Mit deutlichem Abstand folgen München mit 11 % und Köln mit 8 % aller Ausschreibungen. Berlin scheint sich offensichtlich zu einem Zentrum für junge Unternehmen im Gesundheitswesen zu entwickeln, denn auch alle fünf meistausschreibenden Start-ups der Branche stammen aus der Hauptstadt: Medlanes, ein Service für Arztbesuche zu Hause, HUMANOO als Wellbeing-App, Doctolib, eine Anwendung für digitale Terminvergabe und neben Berlin noch in Paris ansässig, die Monitoring-App Clue und MEDIGO als Konzept für Medizintourismus. Neben den allgemein guten Bedingungen für junge Unternehmen in der Hauptstadt dürfte die Berliner Charité als eine der größten Universitätskliniken Europas und weitere ansässige Forschungsinstitute, wie beispielsweise das Deutsche Herzzentrum, eine stark ausgeprägte Infrastruktur für medizinisch-technische Gründerteams bieten und somit die Ansiedlung von Healthcare Start-ups fördern.

Am dringendsten scheinen Healthcare Start-ups momentan nach Programmierern (607 offene Stellen in den letzten 24 Monaten), Business Development und Sales Experten (416 Stellen) sowie medizinisch ausgebildeten Wissenschaftlern (212 Stellen) zu suchen. Diese Top drei spiegelt auch die Diversität der Teamzusammenstellung eines Healthcare Start-ups aus verschiedenen Experten mit medizinischem, betriebswirtschaftlichem und technischem Hintergrund wieder. Der Bedarf an vielfältigen Spezialisten erklärt vermutlich auch die um 25 % längere Ausschreibungsdauer: Während eine durchschnittliche Vakanz in Deutschland 33 Tage online steht, schalten Healthcare Startups ihre Anzeigen im Durchschnitt 44 Tage lang, bevor sie einen passenden Kandidaten finden.

Anhänge