Solidarausgleich setzt Mischung von Risiken und Leistungsfähigkeit voraus
Diese Verbesserungen für die GKV-Mitglieder kämen aufgrund des in doppelter Hinsicht günstigeren Risikoprofils der Privatversicherten zustande: Zum einen verdienen diese im Durchschnitt 56 Prozent mehr als gesetzlich Versicherte und tragen somit zu einem deutlich höheren Beitragsaufkommen bei. Zum anderen sind Privatversicherte auch gesünder: Unter ihnen ist der Anteil mit mindestens einem Krankenhausaufenthalt pro Jahr mit 17 Prozent deutlich geringer als bei GKV-Versicherten (23 Prozent). Menschen mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen oder Pflegebedürftigkeit finden sich unter gesetzlich Versicherten wesentlich häufiger als bei Privatversicherten. Auch die subjektive Wahrnehmung der eigenen körperlichen und psychischen Gesundheit fällt bei Privatversicherten eindeutig positiver aus.
Der Solidarausgleich in der Sozialversicherung setzt demgegenüber eine möglichst breite Mischung von Risiken und Leistungsfähigkeit voraus. "Nur wenn sich alle Versicherten unabhängig vom Einkommen zusammentun, um die Risiken zwischen Gesunden und Kranken auszugleichen, kann eine tragfähige Solidargemeinschaft entstehen. Die Aufspaltung der Krankenversicherung in einen gesetzlichen und einen privaten Zweig wird diesem Solidaranspruch nicht gerecht und schwächt den sozialen Zusammenhalt", betont Brigitte Mohn, Vorstand unserer Stiftung. Die Mehrheit der Bürger befürwortet daher aktuellen Umfragen zufolge eine integrierte Krankenversicherung ohne Aufspaltung nach Einkommens- oder Berufsgruppen.
"Der durchschnittliche GKV-Versicherte zahlt jedes Jahr mehr als nötig, damit sich Gutverdiener, Beamte und Selbstständige dem Solidarausgleich entziehen können. Das ist der Preis dafür, dass sich Deutschland als einziges Land in Europa ein duales Krankenversicherungssystem leistet", sagt unser Gesundheitsexperte Stefan Etgeton. Das Missverhältnis verschärfe sich Etgeton zufolge noch dadurch, dass zuletzt wieder mehr Versicherte von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung gewechselt seien, als umgekehrt.