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Die Amazon Apotheke – der Verbraucher ist bereit

Der deutsche Pharmamarkt ist durch eine beschleunigte Dynamik gekennzeichnet: Hersteller, Marken, Versandhändler, Apothekenkooperationen und selbstständige Apotheken durchlaufen Konsolidierungsprozesse. SEMPORA Consulting hat im Zeitraum April bis Mai 2018 (erneut und nun bereits zum 15. Mal) die entscheidenden Akteure auf dem Apothekenmarkt zu aktuellen Themen befragt. Dabei wurden die Meinungen und Einschätzungen von 48 Entscheidern aus Pharmaunternehmen, von 162 Apothekern und von 1.002 Konsumenten eingeholt.

05.06.2018

Aktuell verkaufen eine Reihe von stationären Apotheken und Versandapotheken über Amazon Marketplace Apothekenkosmetik und OTC-Produkte an den Endkunden - im Vergleich zu anderen Warensegmenten ist das Volumen noch überschaubar. Die Bienen-Apotheke in München versorgt als erster Prime-Now Partner von Amazon erfolgreich Kunden in München. Die Branche steht vor der Frage: Wird Amazon seine Aktivitäten im Deutschen Apothekenmarkt ausweiten?

Folgende Zahlen belegen, dass Amazon bei einer Ausweitung des Apothekengeschäfts beim Verbraucher auf eine hohe Akzeptanz stöße. So haben bereits ein Drittel (32%) der befragten Konsumenten bei Amazon nach Medikamenten gesucht. 18% haben schon Medikamente auf Amazon bestellt (Angebote von Apotheken auf Marketplace). Die Hälfte (48%) der Befragten würden rezeptfreie Medikamente auf Amazon bestellen. 45% würden die günstige in den USA verfügbare Amazon OTC Eigenmarke „BasicCare“ kaufen, falls diese in Deutschland angeboten würde. 25% würden sogar verschreibungspflichtige Medikamente auf Amazon bestellen (siehe Abbildung 1 und 2). „Bei einem massiven Einstieg von Amazon in den Apothekenmarkt steigt der Druck auf die Hersteller und auch auf die stationäre Apotheke…“, folgert Tobias Brodtkorb Managing Partner von SEMPORA Consulting “…aber auch die Versandapotheken sollten auf der Hut sein, denn 46% der Verbraucher würden Amazon anderen Versandapotheken vorziehen“.

83% der Hersteller und 49% der Apotheker gehen davon aus, dass Amazon in den nächsten 4 Jahren verstärkt in den Apothekenmarkt einsteigen wird und auch selbst direkt an den Kunden verkaufen wird (siehe Abbildung 3). Ein Drittel der befragten Hersteller geben an, schon heute im direkten Dialog mit Amazon zu sein – das heißt zwar nicht, dass aktuell zusammengearbeitet wird, aber die Pharmaindustrie sieht es als ihre strategische Pflicht den Vertriebskanal Amazon zu beobachten. 58% der Hersteller können sich vorstellen perspektivisch direkt an Amazon zu verkaufen.

25% der befragten Apotheker würden, falls möglich, eine exklusive Prime Now Partnerschaft für ihre Stadt mit Amazon eingehen. Bisher ist das Prime Now Modell jedoch nur in Berlin und München verfügbar.

Hauptgründe für die Bestellung von rezeptfreien Medikamenten bei Amazon sind der schnelle Versand (73%) und der einfache Bestellprozess (60%). Ein nachvollziehbares Ergebnis, denn mehr als 17 Millionen Deutsche besitzen einen Amazon Prime Account und über 43 Millionen Deutsche bestellen bei Amazon Waren. Der gute Preis (44%) ist erst an dritter Stelle relevant. Gegen Amazon spricht aus Verbrauchersicht die fehlende Beratung und die fehlende Pharmakompetenz.

Ein Eintritt von Amazon in den Apothekenmarkt über den Marketplace hinaus – in den USA schon im vollen Gange – kombiniert mit dem weiteren Wachstum des Apothekenversandhandels setzt die stationäre Apotheke unter Druck. „Für Versandapotheken in Deutschland ist jetzt schon die Kapitalkraft einzelner Wettbewerber eine Bedrohung. Ein Apothekenfokus von Amazon würde den Druck noch erhöhen – eine weitere Konsolidierung im Versandapothekenmarkt ist zu erwarten“, resümiert Tobias Brodtkorb. Diese Einschätzung teilen über 95% der befragten Apotheken und Hersteller.

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