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DGIM fordert: Infektiologie und Internistische Intensivmedizin stärken

Die Corona-Pandemie ist weiterhin nicht ausgestanden. Dennoch müssen Ärzte und Kliniken nun nach und nach zurück zur Normalität finden und analysieren, was die Medizin aus der Krise lernen kann und muss. Besondere Herausforderungen brachte die Pandemie unter anderem für die Internistische Intensivmedizin und Infektiologie. Warum diese medizinischen Fachbereiche eine Stärkung erfahren müssen, um künftige Erkrankungswellen meistern zu können, erläuterten Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) bei der Online-Pressekonferenz am 1. Juli 20.

06.07.2020

Mit dem Aufflammen der Corona-Pandemie Anfang des Jahres war für das Gesundheitssystem und die Kliniken kaum absehbar, wie viele Erkrankte es geben wird und ob die Behandlungskapazitäten, insbesondere Isolationsstationen, Beatmungsplätze und Intensivbetten ausreichen würden. „Zum heutigen Tage können wir – immer unter Vorbehalt einer möglichen zweiten Corona-Welle – insgesamt sehen, dass wir in den meisten Kliniken die erwarteten Auslastungen nicht erreicht haben“, sagt Professor Dr. med. Georg Ertl aus Würzburg. Etwa der am Universitätsklinikum Würzburg Ende März geschätzte Bedarf von 40 bis 200 Intensivbetten im April 2020 wurde mit 37 tatsächlich genutzten Betten deutlich unterschritten. „Die niedrigen Zahlen sind auch Folge der massiven Einschränkungen des Normalbetriebs. Aufschiebbare Eingriffe wurden zunächst völlig eingestellt“, so der Generalsekträr der DGIM. Für künftige Infektionswellen müsse man idealerweise Lösungen finden, die es ermöglichten, die umfassende Versorgung der Bevölkerung weitgehend unberührt zu lassen. „Obwohl lediglich aufschiebbare Behandlungen und Eingriffe vorübergehend eingestellt wurden, beobachten wir nach wie vor eine Scheu bei vielen Patienten, Kliniken aufzusuchen.“ Wünschenswert wäre es, einen solchen Effekt künftig zu vermeiden, indem das Gesundheitssystem notwendige Strukturen für den Ernstfall bereits heute schaffe.

So haben deutschlandweit viele Infektionspatienten verdeutlicht, welche medizinischen Fachrichtungen besonders gefragt sind: „Unter anderem waren die Infektiologen und Internistischen Intensivmediziner besonders in die Behandlung der COVID-19-Patienten eingebunden“, so Ertl. Für beide Fächer sehe die DGIM Nachholbedarf. „Im Gegensatz zu den meisten westlichen Staaten ist in Deutschland bei der Infektiologie keine Weiterbildung auf Facharztniveau etabliert – ein Manko, das sich nicht nur in der Behandlung von Patienten mit Infektionskrankheiten, sondern auch in der Ausbildung von Ärzten und in der medizinischen Wissenschaft negativ auswirkt“, erläutert Professor Dr. med. Bernd Salzberger, Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg. Vor dem Hintergrund möglicher weitere Infektionsausbrüche sei es wichtig, dass bei allen Maximalversorgern, aber auch darüber hinaus, Infektiologen angesiedelt seien, um notwendige Versorgungsstrukturen an den Kliniken sicherzustellen.

Die Internistische Intensivmedizin spielt insbesondere bei der Behandlung schwer erkrankter Infektionspatienten eine große Rolle – fast 20 Prozent der in Kliniken eingelieferten COVID-19-Patienten mussten auf der Intensivstation behandelt werden. „Gerade bei älteren Patienten und wenn mehrere Organe betroffen sind, wie wir es bei COVID-19 vielfach erleben mussten, ist das breite Wissen von Internisten gefragt, die Erfahrung in der Behandlung von Multimorbiditäten haben“, sagt Professor Dr. med. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie und kommissarischer Vizepräsident und Präsidiumsmitglied für das Ressort Krankenversorgung der Medizinischen Hochschule Hannover. „Beide internistischen Schwerpunkte – die Infektiologie und die internistische Intensivmedizin benötigen eine strukturierte Stärkung“, fordert daher Ertl. Lange überfällig sei der Facharzt für Innere Medizin/Infektiologie. „Nur, wenn wir uns in diesen Bereichen besser aufstellen, können wir künftigen Herausforderungen im Gesundheitssystem adäquat begegnen“, so der DGIM-Generalsekretär.

 

Pressestelle der DGIM

Janina Wetzstein

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