Unsere Erwartungen an die Gesundheitsminister
20.06.2018
Professionell Pflegende ziehen sich nach vielen Jahren chronischer Überlastung und fehlender Aussicht auf Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen resigniert zurück aus ihrem Beruf. Auch ihnen ist längst das Vertrauen abhanden gekommen, dass die Politik tatsächlich wirksame Schritte hin zu einer schnellen und deutlich spürbaren positiven Veränderung der Arbeitsbedingungen einleiten will und umsetzen kann. In unserem durchökonomisierten Gesundheits- und Pflegesystem hat der unverzichtbare Gehalt pflegerischer Arbeit keinen Platz und keinen Wert mehr. Pflege wird konsequent reduziert auf das Verrichten von Einzeltätigkeiten – und das möglichst preiswert. Kranke und pflegebedürftige Menschen betrachtet man weitgehend als Aufwand bzw. als Erlösbringer, nicht als Individuen mit sehr berechtigten Ansprüchen und Bedürfnissen.
Diese Fehlentwicklungen wurden lange hingenommen und haben inzwischen ein Ausmaß erreicht, das einfach nicht mehr toleriert werden darf. Das Land braucht auf allen Ebenen einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel im Gesundheits- und Pflegesystem. Unsere Vorschläge dazu liegen seit langem auf dem Tisch. Das System muss dem hilfebedürftigen Menschen dienen, nicht umgekehrt. Dies impliziert, dass die individuellen Bedürfnisse kranker und/oder pflegebedürftiger Personen im Vordergrund stehen und ihre Lebensqualität, ihr Recht auf Würde, ihre Autonomie und ihre Schutzbedürftigkeit Rechtfertigung und Ziel jeden Handelns sind. Gerade hier können professionell Pflegende ihr Potenzial entfalten, wenn sie die Chance dafür bekommen. Dafür brauchen sie aber
- eine gute Fachausbildung,
- genügend Zeitressourcen,
- Perspektiven für berufliche Weiterentwicklung,
- wirksame Anreize und Anerkennung ihrer Leistung im System,
- interprofessionelle Zusammenarbeit auf Augenhöhe,
- Entscheidungsbefugnisse und Autonomie.
Versprochen wurde schon viel, geändert hat sich wenig. Die Glaubwürdigkeit der Politik macht sich aber nicht an Lippenbekenntnissen, sondern am überzeugten und überzeugenden Handeln fest. Wir erwarten, dass die Gesundheitsminister zu überzeugenden Entscheidungen finden.
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Johanna Knüppel
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